Hat die Politik ein «Herz für Hooligans»?

Die Stadionstädte begünstigen ihre Fussball-Clubs, je nach Liga-Klasse, mit Millionenbeträgen für Sicherheitsdienste etc. bei deren Heimspielen. Die Parlamentarier:innen je Stadionstadt haben diese Kostenstelle «Sicherheit bei Sportveranstaltungen» im Jahresbudget im Herbst durchgewunken. Die Polizeikommandos als Instrument der Sicherheitsdirektion werden gezielt beauftragt, an den Spieltagen für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Notabene, offenbar finden die ARGE und Fanarbeit je Stadionstadt bisher keine tauglichen Lösungen um das Hooligans-Problem bald wegzubekommen. Und die Vereinsleitung als Hausherren im Stadion finden gut, wie es grad läuft, die meisten haben daher im direkten Gespräch «offiziell kein Hooligan-Problem». Nur die Stadtbewohner:innen als Wählerschaft und Steuerzahlende haben nichts zu melden, dürfen aber als ungefragte «Zwangs-Sponsoren» diesen kaum je zielführenden Aktivismus getarnt als «Hooligan-Bekämpfung» mit ihren Steuerfranken finanzieren.

Wer sich an die «Schande von Basel» am 13. Mai 2006 erinnert, darf diesen Krawalltag quasi als Startpunkt für heftige Ausschreitungen rund um Fussballspiele hierzulande notieren. Diese Finalissima hat die Schweizer Meisterschaft der Saison 2005/06 zwischen dem FC Basel und FCZ in der Nachspielzeit zu Gunsten der Zürcher entschieden, worauf es zum grossen Platzsturm mit Pyros und Rauch gepaart mit Randale und bösen Ausschreitungen beider Seiten kam. Als «Schande von Basel» nachlesbar in allen Zeitungsarchiven, bei Wikipedia oder mit TV-Bildmaterial im Internet.

Darauf reagierte die Politik konkret mit der Datenbank HOOGAN und Disziplinierungsmassnahmen. An einberufenen runden Tischen mit prominenter Besetzung und diversen Interessenvertretern wurde im Jahr 2012 das sog. Hooligan-Konkordat erweitert und durch die KKJPD als repressiver Massnahmen-Katalog bei den Liga-Spielen in der Schweiz eingeführt. Um die Schrauben noch etwas anzuziehen – Bedenken sind angemeldet – wurde nun auf die Saison 2024/25 noch das sog. Kaskadenmodell, eine Art Bussenkatalog, nachgereicht und obendrauf gesetzt. Die Erfolgsquote dieses Hooligan-Konkordats ist bis heute eher überschaubar, dafür sehr kostspielig.

Werden die Hooligans nun bekämpft oder eher bewirtschaftet?

Die KKJPD, begleitet von Bundesrat und FEDPOL, erhoffen sich seit vielen Jahren in der Hooligan-Bekämpfung mittels ihres definierten repressiven Massnahmen- und Bussenkatalogs zu punkten. Hooligan-Konkordat und Kaskadenmodell werden den Sicherheitsdirektionen je Stadionstadt zur Übernahme zugetragen. Übrigens ist die Finalissima-Stadt Basel dem Konkordat nicht beigetreten. Die Durchsetzung des Konkordats obliegt den Sicherheitsdirektor:innen jeder Stadionstadt und diese erteilt den Kommandos der Kapo und/oder Stapo den Auftrag zum Dispositiv und zu den Einsätzen. Die Fussball-Sachverständigen sehen in dieser Gangart eher keine wegweisenden Schritte.

Einwurf KKJPD: Liefert den «Offiziellen Massnahmen- und Bussenkatalog» in repressiver Gangart.

Die Sicherheitsdirektor:innen sind die Anwender. Jedes Fussballspiel auf Stadtgebiet bedarf der Zustimmung durch die lokale Bewilligungsbehörde. Das Konkordat ist da ein geschätzter Talisman für die zuständigen Damen und Herren Räte, damit Ihnen keine Unfähigkeit vorgeworfen wird. Das Konkordat wurde so zur «offiziellen Gangart der Politik», weil es die bequeme Eigenschaft mitbringt, dieses Hooligan-Theater direkt dem Polizeikommandanten vor Ort zu übertragen. Das Kommando der Kapo/Stapo sitzt mit den Vertretern des Fussballvereins in der Bewilligungs-behörde und gilt als Taktgeber am Tisch. Die volle politische Verantwortung für die eingereichten Dispositive der geplanten Einsätze inkl. der ganzen Kosten liegen dann ordnungsgemäss bei den Sicherheitsdirektor:innen. Nur deren Stempel und Unterschrift hat Gültigkeit für die Einsätze. Ob nun das Konkordat und seine nach «law & order» aufgebauten Massnahmen Wirkung entfalten oder nicht und was der Einsatz des Polizeikorps am Spieltag vorsah, hält selten die Chaoten fern.

Einwurf Sicherheitsdirektor:innen: Diese zuständigen Stadt- oder Regierungsräte benötigen in den meisten Fällen Sukkurs in Event-Sicherheit. Je Heimspiel sagt das Polizeikommando was geht, skizziert ihr bisheriges Dispositiv für den Einsatz, die Sicherheitsdirektor:innen zeichnen diesen Einsatzplan ab und per Tagesbefehl wird mit dem krawallgerecht ausgerüsteten Korps gemäss Hooligan-Konkordat operiert inkl. Schlussrapport. So wird die Hooligans-Bewirtschaftung fixiert.

Immer zur Herbstzeit kommt das Stadtparlament zur alljährlichen Budgetberatung zusammen. Da präsentiert auch die Direktion für Justiz und Sicherheit die Budgetvorschau fürs kommende Jahr. Unter der Kostenstelle «Einsätze bei Sportveranstaltungen» sind die Zahlen meist leicht nach oben adjustiert eingetragen. Zudem besteht ja diese Vereinbarung mit den lokalen Sportvereinen auf einer mittelfristigen Basis. Das Parlament eher passiv und hier ohne Zusatzfragen winkt diese Millionenbeträge für die Einsatzkosten zügig durch. Leider von fast allen Politiker:innen und deren Parteien.

Einwurf Stadtparlament: Genau genommen, gibt dieses fraglose Parlament in der Budgetrunde im Herbst immer das Okay, das «Katz-und-Maus»-Getue auch im kommenden Jahr zu finanzieren. Ein JA zur Budgetposition ist ein «Herz für Hooligans»-Bewirtschaftung, um den Fussball-Chaoten wie anhin ineffizient und kostspielig hinterher zu «höselen» …

Die Fussballvereine und deren Präsidenten freuen sich gleich doppelt. Einmal über die mit der Stadionstadt ausgehandelte bescheidene Jahrespauschale für Sicherheitsdienste anlässlich derer Heimspiele für Grundversorgung und Korpseinsatz. Und zweitens darüber, dass die Verhandler der Stadt keine zwingend notwendigen Auflagen oder Vorgaben in den Vertrag aufgenommen haben. Zudem ist dieser Pauschalbetrag meist allein auf die/den Polizist:in /Std. und so zu tief berechnet. Bei einer Vollkostenrechnung unter Einbezug aller Services durch die städtischen Departemente müssten x-Mal höhere Tarife verrechnet werden. Die Steuerzahlenden sind da klar die «Zwangs-Sponsoren» für allerlei öffentliche Dienste, etc. in fetter Millionenhöhe zu Gunsten der Clubs. Was machen die Clubs? Als Hausherr wie Veranstalter wird die Pauschale bei den Tickets eingepreist und die Motivation, die fehlgeleitete Kurven-Unkultur aus dem Stadion zu bekommen, sinkt deutlich. Die Formel, weniger Pyros und Randale = mehr finanzkräftige Sponsoren, offenbar kaum im Fokus.

Einwurf Clubs: sind froh für die günstigen Sicherheitsdienste. Nö, offiziell kein Chaoten-Problem. «Man sei im Austausch mit den Behörden der Stadt» und klopft sich da gern mal auf die Schulter.

Am Ende des Spieltags stehen oder sitzen die Stadtbewohner:innen, die Wählerschaft, die Leser und User sowie das Gewerbe im Umfeld jeder Stadionstadt. Es wird den Leuten viel zugemutet an so einem Heimspieltag. Allerlei Einschränkungen, reduzierter ÖV-Betrieb, Fanmärsche ab Bahnhof, Ausschreitungen vor und nach dem Spiel, im dümmsten Fall gar selbst etwas Tränengas im Gesicht. Bei 18 bis 19 Heimspielen pro Saison kommen viel Pyros und Randale (Sachschaden) zusammen.

Einwurf Stadtbewohner:innen: Jawohl, als Steuerzahlende und zum Dank sind wir seit Jahren die ungefragten «Zwangs-Sponsoren» der wenig tauglichen Dispositive seitens Polizei und Regierung.

Was sagen die Coaches des Forum GelbRot?

Die Aufstellung zeigt, eigentlich hat niemand einen konkreten und finanzierten Auftrag diesen Problemkreis ursächlich anzugehen und ganzheitliche Lösungen zu entwerfen resp. einzubringen. Das Hooligans-Problem wird in der Schweiz seit Jahren bewirtschaftet.

Viele der verantwortlichen Personen sind da bequem Konkordat-gläubig (als Feigenblatt) trotz eher bescheidenen Resultaten. Und die Politik beobachtet die Situation, fachlich ungeeignet zusammengesetzte ARGE beschäftigen sich vehement damit und andere sorgen wiederholt mittels Tagesbefehls für Ruhe und Ordnung. Ganz im Sinne von «same procedure as every year», abgeguckt beim englischen Neujahrs-Sketch. Das produziert viel Sitzungsgelder an runden Tischen, bringt ein paar Teilzeitstellen für diejenigen die sich beschäftigen und für die Frauen und Männer in Montur viel Kampf-Krampf mit Überstunden. Nicht zu vergessen die grandiose Medienpräsenz für alle Involvierten an den runden Tischen und je Stadionstadt die Sicherheitsdirektor:innen. Wo ein Mikrophon oder Fotograf stehen, steht bald auch ein Akteur. Lokale Titel sind ja eher Hofberichterstatter für die Fussball-Vereine, entweder direkt als offizieller Medienpartner oder zumindest als Sympathisanten im Einzugsgebiet ihrer Leserschaft.

Abschliessend dürfte, solange diese Gangart der Akteure beibehalten wird und weiterhin die Kosten den Steuerzahlenden aufs Auge gedrückt werden kann, der Neujahrs-Sketch weiterlaufen.

Wiederholte Phrasen & Excuses zu jedem Chaoten-Vorfall
beim Heimspiel in der Stadionstadt

Die Dauerbrenner an Excuses der Akteure

Kommentiert durch die Coaches des Forum GelbRot

Wir verurteilen das aufs Schärfste… 

Jawohl, das tut der Steuerzahler auch schon lange

Das ist inakzeptabel …

Welch Weise, wie hilflos wiederholte Erkenntnis

Wir distanzieren uns …

Nein, Sie sollten genau hingucken und aufräumen

Das wird nicht toleriert …

Jein, offenbar schon, die Kurve steht gleich wieder

Das dulden wir nicht …

Ne ne – seit 2006 werden allerlei Chaoten geduldet

Das akzeptieren wir nicht …

Am Schluss doch, inkl. Bussen und Geisterspielen 

Jetzt muss was geschehen …

Traumtänzer-Sprech (das 3-Tage-Politik-Wording)

Sitzplatzpflicht innen / aussen …

Politik-Hüftschuss und voll daneben (Hallenplan!)

Konkordat x Kaskadenmodell …

KKJPD Massnahmen seit 2012 eher wenig Zählbares

Neue Saison – haben’s im Griff …

Wie viele runde Tische ohne brauchbare Resultate

Wir suchen das Gespräch …

Seit 2006 sind alle Verantwortlichen «am Suchen»

TOP →Haben nationale Lösung im Fokus …

Bewirtschaftung und Türstopper für Lösungen

TOP → Haben nationale Lösung im Fokus …

Das ist Vertröstung auf den St. Nimmerleinstag …

Und Jahr für Jahr bezahlen die Steuerzahlenden jeder Stadionstadt das Unvermögen ihrer Räte. Der immer gleiche Katz-und-Maus-Auftrag geht an die Polizei, anteilig bezahlt durch die Vereine. Die Club-Präsidenten machen zu wenig und den Regierungsleuten fehlt das Wissen im Thema, so verbleiben die «wirkungslosen Massnahmen» als Gangart am Spieltag. All diese Unbill erfahren die Stadtbewohner – Steuerzahler und Wähler – da doppelt, als ungefragte ‘Zwangs-Sponsoren’ für immer gleiche, wenig effiziente Sicherheitsdienste je Heimspieltag der lokalen Sportvereine.

Die Gelackmeierten sind klar die Bevölkerung, die Quartierbewohner und das lokale Gewerbe. Ebenso all die verantwortungsvollen Leistungserbringer je Heimspiel während einer Spielsaison.